Familienaufstellung nach Hellinger

In den 1990er Jahren entwickelte Hellinger aus seinen Erkenntnissen während seiner Zeit in Südafrika die klassische Familienaufstellung. Er arbeitete dort zunächst als katholischer Priester und war lange Zeit als Leiter einer Missionsschule tätig.

Die Familienaufstellung bezeichnet er ausdrücklich nicht als Therapie, sondern als „Lebenshilfemethode“. Hinter der Methode steckt eine ausgearbeitete Weltanschauung, die vielfach als zugleich autoritär und esoterisch kritisiert wurde. Inzwischen bieten über 2000 Therapeuten in Deutschland Familienaufstellungen nach Hellinger an.

Idee

Der Familienaufstellung nach Hellinger liegt die Idee zugrunde, dass alle Mitglieder einer Familie durch emotionale Bande miteinander verknüpft sind. Sind diese Verbindungen gestört, zum Beispiel, wenn ein Kind seine Eltern hasst oder wenn der Kontakt zwischen Familienmitgliedern abreißt , kann dies zu psychischen Problemen oder Krankheiten bei Mitgliedern der Familie führen.

Diese Annahme verbindet Hellinger mit konservativen Wertvorstellungen. Er geht davon aus, dass jede Familie eine natürliche, streng hierarchische Ordnung habe: An höchster Stelle stehe dabei der Mann, ihm folge die Frau und anschließend die Kinder in der Reihenfolge ihrer Geburt.

Wird diese natürliche Ordnung gestört, indem ein Mitglied aus der Familie ausgeschlossen oder von den anderen nicht angemessen geachtet wird, werde laut Hellinger die „Familienseele“ mit Krankheiten bestraft. So könne es sein, dass sich nahe Angehörige, aber auch später lebende Nachkommen mit dem Schicksal des Ausgeschlossenen identifizieren würden. Diese „unbewussten Verstrickungen“ können laut Hellinger Krankheiten bei den betroffenen Angehörigen oder Nachkommen auslösen und zwar sowohl psychische Erkrankungen wie Depressionen als auch körperliche Krankheiten wie Allergien oder Krebs.

Während der Aufstellung geht es darum, die natürliche Ordnung in der Familie wieder herzustellen und dadurch die Krankheitsproblematik aufzulösen.

Ablauf einer Aufstellung nach Bert Hellinger

Die Aufstellung wird von Bert Hellinger meist dramaturgisch wirksam auf einer Bühne in Szene gesetzt. Dabei wird eine Person aus dem Publikum, die ein Problem bearbeiten möchte, auf die Bühne gebeten. Zunächst stellt Hellinger Fragen zur Problematik und zum Lebenshintergrund. Dabei geht es vor allem darum, „ausgeschlossene“ oder „missachtete“ Mitglieder der Großfamilie aufzuspüren. Dies kann zum Beispiel ein geschiedener Partner sein, aber auch ein abgetriebenes oder tot geborenes Kind oder ein früh im Krieg gefallener Urgroßvater.

Häufig stellt Hellinger bereits nach wenigen Fragen eine Art „Diagnose“, die teilweise drastisch ausfallen kann. So berichtet beispielsweise eine Frau während einer Aufstellung, dass sie sich von ihrem ersten Mann getrennt habe und dass sie vor einigen Jahren an Gebärmutterkrebs erkrankt sei. Hellingers Schlussfolgerung lautet: Sie habe ihrem Ex-Mann Unrecht getan und so etwas räche sich meist, zum Beispiel indem eine Frau Krebs bekomme.

Im nächsten Schritt beginnt dann die eigentliche Aufstellung: Nun werden Freiwillige aus dem Publikum auf die Bühne gebeten und vom Ratsuchenden als „Stellvertreter“ der Familienmitglieder intuitiv im Raum platziert. Anschließend befragt Hellinger die Stellvertreter nach ihren Eindrücken und Empfindungen.

Häufig berichten diese über Gefühle und Gedanken, die dem Anschein nach denen der echten Familienmitglieder stark ähneln. Dabei kann es zum Teil zu heftigen Gefühlsausbrüchen kommen: So fangen manche Stellvertreter auf der Bühne an zu weinen, kippen um oder fangen an zu schreien.

Die „Stellvertreterwahrnehmung“ entsteht laut Hellinger durch das so genannte „wissende Feld“: Demnach erhält jeder Stellvertreter durch die Position, die er während der Aufstellung einnimmt, „Zugang“ zu den Gedanken und Gefühlen des Familienmitglieds, das er repräsentiert, unabhängig davon, ob dieses noch lebt oder bereits vor langer Zeit verstorben ist.

Im nächsten Schritt werden die Stellvertreter von Hellinger so lange umgestellt, bis sie sich an ihrem Ort „richtig“ und besser als vorher fühlen. Zum Abschluss lässt Hellinger den Ratsuchenden „heilende Sätze“ sprechen, und zwar vor allem zu denjenigen Familienmitgliedern, die als ausgeschlossen oder nicht geachtet „identifiziert“ wurden. Mit ihnen soll sich der Aufsteller rituell versöhnen, ihnen Achtung erweisen oder sie um Verzeihung bitten.


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